The Raven | Der Rabe - Gedichte | Edgar Allan Poe (2024)

Einst in dunkler Mittnachtstunde, als ich in entschwundner Kunde
Wunderlicher Bücher forschte, bis mein Geist die Kraft verlor
Und mir’s trübe ward im Kopfe, kam mir’s plötzlich vor, als klopfe
Jemand zag ans Tor, als klopfe – klopfe jemand sacht ans Tor.
Irgendein Besucher, dacht ich, pocht zur Nachtzeit noch ans Tor –
Weiter nichts. – So kam mir’s vor.

Oh, ich weiß, es war in grimmer Winternacht, gespenstischen Schimmer
Jagte jedes Scheit durchs Zimmer, eh es kalt zu Asche fror.
Tief ersehnte ich den Morgen, denn umsonst war’s, Trost zu borgen
Aus den Büchern für das Sorgen um die einzige Lenor,
Um die wunderbar Geliebte – Engel nannten sie Lenor –,
Die für immer ich verlor.

Die Gardinen rauschten traurig, und ihr Rascheln klang so schaurig,
Füllte mich mit Schreck und Grausen, wie ich nie erschrak zuvor.
Um zu stillen Herzens Schlagen, sein Erzittern und sein Zagen,
Mußt ich murmelnd nochmals sagen: Ein Besucher klopft ans Tor –
Ein verspäteter Besucher klopft um Einlaß noch ans Tor,
Sprach ich meinem Herzen vor.

Alsobald ward meine Seele stark und folgte dem Befehle.
“Herr”, so sprach ich, “oder Dame, ach, verzeihen Sie, mein Ohr
Hat Ihr Pochen kaum vernommen, denn ich war schon schlafbenommen,
Und Sie sind so sanft gekommen – sanft gekommen an mein Tor;
Wußte kaum den Ton zu deuten –” Und ich sperrte auf das Tor:
Nichts als Dunkel stand davor.

Starr in dieses Dunkel spähend, stand ich lange, nicht verstehend,
Träume träumend, die kein irdischer Träumer je gewagt zuvor;
Doch es herrschte ungebrochen Schweigen, aus dem Dunkel krochen
Keine Zeichen, und gesprochen ward nur zart das Wort “Lenor”,
Zart von mir gehaucht – wie Echo flog zurück das Wort “Lenor”.
Nichts als dies vernahm mein Ohr.

Wandte mich zurück ins Zimmer, und mein Herz erschrak noch schlimmer,
Da ich wieder klopfen hörte, etwas lauter als zuvor.
“Sollt ich”, sprach ich, “mich nicht irren, hörte ich’s am Fenster klirren;
Oh, ich werde bald entwirren dieses Rätsels dunklen Flor –
Herz, sei still, ich will entwirren dieses Rätsels dunklen Flor.
Tanzt ums Haus der Winde Chor?”

Hastig stieß ich auf die Schalter – flatternd kam herein ein alter,
Stattlich großer, schwarzer Rabe, wie aus heiliger Zeit hervor,
Machte keinerlei Verbeugung, nicht die kleinste Dankbezeigung,
Flog mit edelmännischer Neigung zu dem Pallaskopf empor,
Grade über meiner Türe auf den Pallaskopf empor –
Saß – und still war’s wie zuvor.

Doch das wichtige Gebaren dieses schwarzen Sonderbaren
Löste meines Geistes Trauer, und ich schalt ihn mit Humor:
“Alter, schäbig und geschoren, sprich, was hast du hier verloren?
Niemand hat dich herbeschworen aus dem Land der Nacht hervor.
Tu mir kund, wie heißt du, Stolzer aus Plutonischem Land hervor?”
Sprach der Rabe: “Nie du Tor.”

Daß er sprach so klar verständlich – ich erstaunte drob unendlich,
Kam die Antwort mir auch wenig sinnvoll und erklärend vor.
Denn noch nie war dies geschehen: über seiner Türe stehen
Hat wohl keiner noch gesehen solchen Vogel je zuvor –
Über seiner Stubentüre auf der Büste je zuvor,
Mit dem Namen “Nie du Tor”.

Doch ich hört in seinem Krächzen seine ganze Seele ächzen,
War auch kurz sein Wort, und brachte er auch nichts als dieses vor.
Unbeweglich sah er nieder, rührte Kopf nicht noch Gefieder,
Und ich murrte, murmelnd wieder: “Wie ich Freund und Trost verlor,
Werd ich morgen ihn verlieren – wie ich alles schon verlor.”
Sprach der Rabe: “Nie du Tor.”

Seine schroff gesprochnen Laute klangen passend, daß mir graute.
“Aber”, sprach ich, “nein, er plappert nur sein einzig Können vor,
Das er seinem Herrn entlauschte, dessen Pfad ein Unstern rauschte,
Bis er letzten Mut vertauschte gegen trüber Lieder Chor –
Bis er trostlos trauerklagte in verstörter Lieder Chor
Mit dem Kehrreim: ›Nie du Tor.‹”

Da der Rabe das bedrückte Herz zu Lächeln mir berückte,
Rollte ich den Polsterstuhl zu Büste, Tür und Vogel vor,
Sank in Samtsitz, nachzusinnen, Traum mit Träumen zu verspinnen
Über solchen Tiers Beginnen: was es wohl gewollt zuvor –
Was der alte ungestalte Vogel wohl gewollt zuvor
Mit dem Krächzen: “Nie du Tor.”

Saß, der Seele Brand beschwichtend, keine Silbe an ihn richtend,
Seine Feueraugen wühlten mir das Innerste empor.
Saß und kam zu keinem Wissen, Herz und Hirn schien fortgerissen,
Lehnte meinen Kopf aufs Kissen lichtbegossen – das Lenor
Pressen sollte – lila Kissen, das nun nimmermehr Lenor
Pressen sollte wie zuvor!

Dann durchrann, so schien’s, die schale Luft ein Duft aus Weihrauchschale
Edler Engel, deren Schreiten rings vom Teppich klang empor.
“Narr!” so schrie ich, “Gott bescherte dir durch Engel das begehrte
Glück Vergessen: das entbehrte Ruhen, Ruhen vor Lenor!
Trink, o trink das Glück: Vergessen der verlorenen Lenor!”
Sprach der Rabe: “Nie du Tor.”

“Weiser!” rief ich, “sonder Zweifel Weiser! – ob nun Tier, ob Teufel –
Ob dich Höllending die Hölle oder Wetter warf hervor,
Wer dich nun auch trostlos sandte oder trieb durch leere Lande
Hier in dies der Höll verwandte Haus – sag, eh ich dich verlor:
Gibt’s – o gibt’s in Gilead Balsam? – Sag mir’s, eh ich dich verlor!”
Sprach der Rabe: “Nie du Tor.”

“Weiser!” rief ich, “sonder Zweifel Weiser! – ob nun Tier, ob Teufel –
Schwör’s beim Himmel uns zu Häupten – schwör’s beim Gott, den ich erkor –
Schwör’s der Seele so voll Grauen: soll dort fern in Edens Gauen
Ich ein strahlend Mädchen schauen, die bei Engeln heißt Lenor? –
Sie, die Himmlische, umarmen, die bei Engeln heißt Lenor?”
Sprach der Rabe: “Nie du Tor.”

“Sei dies Wort dein letztes, Rabe oder Feind! Zurück zum Grabe!
Fort! zurück in Plutons Nächte!” schrie ich auf und fuhr empor.
“Laß mein Schweigen ungebrochen! Deine Lüge, frech gesprochen,
Hat mir weh das Herz durchstochen. – Fort, von deinem Thron hervor!
Heb dein Wort aus meinem Herzen – heb dich fort, vom Thron hervor!”
Sprach der Rabe: “Nie du Tor.”

Und der Rabe rührt sich nimmer, sitzt noch immer, sitzt noch immer
Auf der blassen Pallasbüste, die er sich zum Thron erkor.
Seine Augen träumen trunken wie Dämonen traumversunken;
Mir zu Füßen hingesunken droht sein Schatten tot empor.
Hebt aus Schatten meine Seele je sich wieder frei empor? –
Nimmermehr – oh, nie du Tor!

The Raven | Der Rabe - Gedichte | Edgar Allan Poe (2024)

FAQs

What is the meaning of the poem "The Raven" by Edgar Allan Poe? ›

Upon a deeper analysis, it is evident that Poe's poem represents the grief of losing a loved one and the struggle to overcome it. Poe's narrator goes mad trying to forget his love Lenore and, in the end, resigns himself to a life in the shadow of the Raven Nevermore.

What is the famous line from The Raven? ›

In Poe's 18-stanza poem, “The Raven,” the line, “Quoth the Raven, Nevermore,” comes in toward the middle and gets repeated, or the word “nevermore” gets repeated, in the subsequent stanzas.

Why is The Raven so popular? ›

This story is very popular because it encapsulates the feeling of despair from losing something very close to you.

How does The Raven in The Raven symbolize grief? ›

These final lines of the poem show the speaker left in unending despair. The shadow here refers to the raven's shadow, symbolizing how the speaker's grief over Lenore's death will never leave him. The way the speaker describes his soul as being under a shadow “on the floor” creates a sense of heaviness and finality.

What is the moral of the story The Raven by Edgar Allan Poe? ›

The poem explores how grief can overcome a person's ability to live in the present and engage with society. Over the course of the poem, the speaker's inability to forget his lost love Lenore drives him to despair and madness.

Why does The Raven keep saying "nevermore"? ›

' Quoth the raven 'Nevermore'” This nevermore means the narrator will never forget Lenore. This is a problem for him because the longing for Lenore pains the narrator. He believes completely that this raven speaks the truth. Therefore he will always bare the pain due to the death of his love.

What does the raven symbolize? ›

Because of its black plumage, croaking call, and diet of carrion, the raven is often associated with loss and ill omen. Yet, its symbolism is complex. As a talking bird, the raven also represents prophecy and insight. Ravens in stories often act as psychopomps, connecting the material world with the world of spirits.

What inspired Edgar Allan Poe to write the raven? ›

Edgar Allan Poe was inspired to write "The Raven" after having reviewed a book by Dickens, Barnaby Rudge (1841), and meeting with him and Dickens's pet raven, Grip.

What almost drove Poe insane during Virginia's illness? ›

While singing and playing the piano, Virginia began to bleed from the mouth, though Poe said that she merely "ruptured a blood-vessel". Her health declined and she became an invalid, which drove Poe into a deep depression, especially as she occasionally showed signs of improvement.

What does Lenore mean in the raven? ›

The Raven. Critics consider Lenore, the narrator's lost love, to be a representation of Poe's own deceased wife Virginia.

What is the final line of the poem "The Raven"? ›

The final stanza of the poem marks the strongest confirmation that the raven exists only in the narrator's mind. Poe writes, “And the Raven, never flitting, still is sitting, still is sitting… And my soul from out that shadow that lies floating on the floor / Shall be lifted- nevermore!” (lines 1&5-6).

What is the main problem in the raven? ›

Answer and Explanation:

The primary conflict in 'The Raven' is internal. The narrator has lost his beloved Lenore and is having difficulty moving on with his life. He hopes that the Raven will provide him with some solace.

What is the raven a metaphor for? ›

Ravens are often associated with death and darkness, and Poe uses the raven in the poem to symbolize the speaker's overwhelming grief. The speaker remarks that the bird must have come from "the Night's Plutonian shore," a reference to the underworld. The raven also represents the speaker's grief.

What is the message of the raven? ›

More specifically, this poem explores the effects of death on the living, such as grief, mourning, and memories of the deceased, as well as a question that so often torments those who have lost loved ones to death: whether there is an afterlife in which they will be reunited with the dead.

What does she shall press ah nevermore mean? ›

The reply ``Nevermore'' is Lenore telling the character that she will forever be with him and he will never more have to worry with being a lone, she is here now. In conclusion, the raven in Edgar Poe's story ``The Raven'' was sent to the unknown character to forever conclude his loneliness he felt from his loss.

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Author: Mr. See Jast

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